Lexikon

Akoyaperlen

WISSENSWERTES ÜBER AKOYAPERLEN

Die Japaner nennen ihre Perlmuschel Akoya-gai (japan. "gai" = Muschel) und sprechen im Handel von Akoya-Perlen oder Akoyas. Die westliche Perlenwelt hat diese Bezeichnung in den letzten zwei Jahrzehnten übernommen. Perlenhändler unter sich verwenden sie fast ausschließlich. Dabei wird in der Umgangssprache das Wort "Zucht" meistens weggelassen (dem Verbraucher gegenüber ist es aber selbstverständlich zu erwähnen, da hier entsprechende Bezeichnungsvorschriften angewandt werden müssen). Diese Bezeichnung mag nicht ganz korrekt sein, aber sie hat den Vorteil, dass jeder sofort weiß was gemeint ist. So spricht der Handel in der Zwischenzeit z. B. von chinesischen Akoyas und erspart sich damit die umständliche Formulierung, dass es sich um Meerwasserzuchtperlen mit Kern aus China handelt, die in einer Muschel gezüchtet werden, die Ähnlichkeit mit Pinctada martensii aufweist. Gleichzeitig ermöglicht das Wort "Akoya" eine schnelle Abgrenzung gegen die Süßwasserzuchtperlen. Die erste schriftliche Erwähnung von Perlen ist in dem 712 n. Chr. erschienen Kojiki, dem ältesten Geschichtsbuch Japans, zu finden. Sie werden darin mit "shiratama" bezeichnet, was soviel bedeutet wie "weiße Kugel". Das heutige japanische Wort für Perle ist "shinju", es ist identisch mit dem alten chinesischen Wort, das ebenfalls bis heute geblieben ist. Die japanischen Zeichen, die das Wort "shinju" ausdrücken, bedeuten wörtlich übersetzt soviel wie "richtige Kugel".

Das Wort "Akoya" wird zum ersten Mal in dem 905 n. Chr. erschienenen Kokinshu oder Kokinwakashu, einer Lyriksammlung, erwähnt, ohne dass eine Erklärung erfolgt. Die einzige vollständige Übersetzung des Konkinshu kam 1922 in London heraus, Teile wurden auch in Deutsche oder Französische übersetzt. Eine nähere Angabe zu "Akoya" erfolgt erst im Buch Nihonshukitsusho, einer Anthologie aus dem Nihonshoki, einer Chronik Japans aus dem Jahr 720. Das Nihonshokisusho wurde von Kontosuga Tanigawa (1709 – 1776) geschrieben und ist 1748 erschienen. Es bezeichnet mit "Akoya" einen Ort in Oushu, wo auch Tridacna gigas vorkomme. Der Ort heißt heute Tohuku, er liegt aber zu weit nördlich für Pinctada martensii oder Tridacna gigas. Letztere kommt in Japan nur in der Präfektur Okinawa vor.

Derselbe Verfasser hat eines der ältesten japanischen Wörterbücher, das Buch Wakunnoshiori, geschrieben, es wurde erst 1805, nach seinem Tod, veröffentlicht. Dort wird "Akoya" wieder als Name eines Ortes in Oushu oder Owari Chita aufgeführt, und es wird eine Erklärung zum Namen gegeben. "Ako" ist ein altes japanisches Wort, das nicht mehr verwendet wird. Es bedeutet soviel wie "mein Baby" oder "mein Kind" und "Ya" ist eine Nachsilbe, die man an einen Namen anhängt, um einen Zuneigung auszudrücken. Sie wird heute noch verwendet.

Es ist möglich, dass Japaner in früheren Jahrhunderten den Perlen diesen Namen gaben, dann wurde daraus die Bezeichnung für die Perlmuschel. Owari Chita liegt nur etwa 50 Kilometer von der Ago-Bucht entfernt, möglicherweise kam die Perlmuschel dort einmal vor. Heute gibt es in Japan keinen Ort mehr mit Namen "Akoya". Japaner nennen ihre Muschel auch "White Butterly" (weißer Schmetterling), im Westen spricht man häufig einfach nur von der japanischen Perlmuschel. Im 19. Jahrhundert kamen die Schalen aus Japan als "japanische Lingah" auf den europäischen Markt.

Pinctada martensii ist mit drei Jahren geschlechtsreif, sie ist dann etwa 7 cm lang. Die Muscheln können bis zu 8 Jahre alt werden, sie wachsen dabei weiter, die maximale Größe liegt bei etwas über 8 cm. Von Pinctada radiata unterscheidet martensii sich durch die etwas geringere Größe, auch zeigen die Außenseiten der Schalen mehr braun und weiß. Die innere Perlmuttlage ist von cremig-weißer Farbe, der äußere Rand, die so genannte Lippe, kann gelblich-ocker bis schokoladenbraun sein. Die Laichperiode dauert von Ende Juni bis Anfang August, Voraussetzung ist das Ansteigen der Wassertemperatur auf 25 Grad Celsius. Während des Laichvorgangs entsteht auf dem Wasser ein perlender Schaum, der deutlich zu sehen ist. Die von den weiblichen Muscheln ins Wasser abgegebenen Eizellen (es können 50 bis 60 Millionen am Tag sein) werden dabei von den fast gleichzeitig ausgestoßenen Samenzellen der Männchen befruchtet.

Die Muscheln ändern ihr Geschlecht von einer Laichperiode zur anderen, die Geschlechtsumwandlung kann auch während des Laichvorgangs erfolgen. Für das Überleben von Populationen ist entscheidend, dass das Gleichgewicht in der Verteilung nicht verschoben wird. Die Entwicklung der Geschlechtsdrüsen ist abhängig von der Beschaffenheit des Plankton, negative Umwelteinflüsse können können jedoch zur Auslöschung von Beständen führen.

Die als klassisch geltenden Beobachtungen von R. Und S. Wada, 1936/37 in der Meeresbiologischen Station von Misaki gewonnen, können immer noch als Beispiel für die Zufälligkeit in der Verteilung angeführt werden: von 54 männlichen Muscheln waren ein Jahr später 22 weiblich, und 11 hatten einen Zwitterstatus mit so gut wie nicht entwickelten Geschlechtsmerkalen angenommen. Von 40 weiblichen Muscheln wurden nach dem gleichen Zeitraum 5 Männchen und 16 Zwitter gezählt.

Nach etwa viereinhalb Stunden ist aus der befruchteten Eizelle eine Larve entstanden, deren Schale bereits nach 2 Tagen in Form eines dünnen Conchynhäutchens ausgbildet ist. Die Veliger-Larven, wie man sie jetzt wegen ihrer Bewimerung nennt, bilden einen Bestandteil des Planktons und können mit den Meeresströmungen über große Entfernungen hinweg transportiert werden. Nach 20 Tagen ist die zweiklappige Schale mit dem Wirbel voll ausgebildet. Schließmuskel, Darm und Fuß sind ebenfalls vorhanden. Nach 25 Tagen sind die Larven etwa 0,45 x 0,4 cm groß, sie sinken jetzt auf den Meeresboden, mit dem zunächst überproportional groß ausgebildeten Fuß krallen sie sich auf Steinen, Muscheln, Zweigen und allen möglichen anderen Gegenständen fest. In der Natur hat nur eine von 100.000 Larven eine Überlebenschance. Die Größe der Jungmuscheln beträgt nach einem Monat 0,6 cm, nach einem Jahr 4,5 cm und nach zwei Jahren etwa 6 cm, nach 5 Jahren 8,1 cm. Von da ab verlangsamt sich das Wachstum, eine achtjährige Muschel wird nur etwas 8,3 cm lang sein.

(Quelle: Elisabeth Strack "Perlen" 2001)