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TAHITIPERLEN

Dunkel und geheimnisvoll - Tahitiperlen sind Südseeperlen, die in den Lagunen polynesischer Atolle in der schwarzlippigen Auster wachsen – einer recht großen Muschelart, in der die Tahitiperlen bis zu 19 Millimeter Durchmesser erreichen können. Von kohleartigem Schwarz bis hin zu hellem Grau reicht die Skala der Farbtönungen, die Liebhaber und Juweliere weltweit fasziniert. Die Pinctada margaritifera cumingii wurde noch zu Kolonialzeiten zu, aus heutiger Sicht, recht banalen Zwecken genutzt: Mit ihr beschwerten die Fischer ihre Netze, fertigten Haushaltsgegenstände oder Ornamentschmuck daraus an. Heute kennt man die schwarzlippige Auster vor allem für ihr wertvolles Produkt – die Tahitiperle, eine der schönsten und größten Perlen der Welt. Die kostbarsten und berühmtesten Schmuckstücke der Antike, zum Beispiel die legendären Perlenohrringe der Königin Kleopatra, dürften aus Tahitiperlen gefertigt worden sein. In ihrer Heimat werden die Tahitiperlen natürlich schon Jahrhunderte lang als Schmuck verwendet: Neben Haifischzähnen und Blüten knüpfte man sie dort auf lange Tanzbänder oder machte die Perlen den Göttern als Opfergabe zum Geschenk. Ende des 18. Jahrhunderts wurden Europäer bei ihren Besuchen auf die Tahitiperle aufmerksam – so gelangten die ersten als Ausstellungsstücke in Museen in Cambridge und Göttingen. Für die Perlaustern vor den polynesischen Küsten bedeutete diese Entwicklung nichts Gutes: Die Ausbeutung durch Amerika und Europa begann, und mit Beginn des 19. Jahrhunderts waren die natürlichen Bestände an Tahitiperlen nahezu erschöpft. Glücklicherweise gab es zu dieser Zeit aber starke Wirbelstürme, die Holz, Steine und Kokosbaumstümpfe in die Lagunen trieben. Die verbliebenen Muscheln fanden so eine Ernährungsgrundlage, die sie vorm Aussterben bewahrte.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden Tahitiperlen in einem besonderen Prozess gezüchtet: Dazu werden Kunststoffgirlanden ausgelegt, an denen sich die Larven der Muschel gut festhalten und in Ruhe wachsen können. Nach zwei bis drei Jahren sind die ersten groß genug für die Tahitiperlen-Zucht. Ab von der kommerziellen Nutzung, verbindet man mit der Tahitiperle eine besondere Mythologie: Die polynesische Schöpfungsgeschichte sagt, dass Tane, der Schöpfer der Welt und Gott der Schönheit, in ihnen das Licht in die Welt gebracht hat. Die Tahitiperle beeindruckte ihn mit ihrer Form und ihrem Glanz so sehr, dass er nach ihrem Abbild die Sterne erschuf. Danach gab er sie an Rua Hatu weiter, den Gott des Meeres. Er erhellte mit der Tahitiperle den Ozean. Und Oro, der Gott des Krieges und des Friedens, überreichte eine pfauengrüne und eine barocke Tahitiperle an eine irdische Frau. Erst nachdem diese beiden Kinder gezeugt hatten, übergab er sie schlussendlich an die Menschen, in deren Lagunen die Tahitiperle seither ihr Zuhause hat.